SUPER BOWL LV – Party? am 7. Februar 2021
Superbowl LV – alles anders als sonst
Unsere Buccaneers in der Superbowl und wir sitzen im Lockdown allein zu Hause.
Unsere Buccaneers in der Superbowl zu Hause in Tampa und wir sitzen zu Hause in Wien.
Unsere Buccaneers in der Superbowl und sie verdanken das dem alten Cheater Brady.
Also viel härter hättest du die Familie Wesenauer nicht bestrafen können.
Jahre lang sind wir mit den Bucs durch dick und dünn gegangen, haben von den Anfängen des Franchise, des scheinbar weniger heterosexuell orientierten (man zwingt mich quasi dies so zu formulieren – fucking politcal correctness) orangeroten Errol Flynn Verschnittes (zum Beweis unser altes Logo) jede “losing season“ mannhaft ertragen, haben alle Änderungen, von Logo und Farben, bis hin zur Übersiedlung vom „Sombrero“ ins neue Raymond James Stadion mitgemacht. Haben sie zu Hause mindestens fünfmal verlieren gesehen (bei nur einem mickrigen Sieg gegen die damals noch müderen Browns!), haben die leider nur kurzen Höhenflüge der Mannschaft rund um Sapp, Rice, Brooks, Barber und Lynch voll ausgekostet, um schon schnell danach wieder in die Niederungen der Tabelle abzustürzen.
Und diese unsere Buccaneers holten sich ausgerechnet unser aller gemeinsame Hassfigur Brady mit an Bord des Piratenschiffes, ausgerechnet den Lord Voldemort des Footballs, um dann mit dem dunklen Lord am Steuerrad so einen beeindruckenden Siegeslauf in den Playoffs hinzulegen und sogar noch in die Superbowl LV einzuziehen.
Da hast du mal ein „Finale dahoam“ und dann solche Begleitumstände: Brady, Corona, kaum Publikum im Stadion, kaum Fans in der Stadt, scheiß Halftime Show (aber wenigstens ein schönes und neues Sakko hatte Mr.Weeknd), keine Partys im Vorfeld (zumindest war ich zu keiner eingeladen), kein Tailgating vor und keine Konfetti Parade danach in Tampa.
Und alles noch viel schlimmer bei uns in Wien: totaler Lockdown, auch keine Partys, weder auswärts in den Hotels und Lokalen, noch bei uns zu Hause in Inzersdorf.
Also wie Weihnachten ohne Baum und ohne Geschenke – einfach nur traurig.
Keiner da der dich tröstet, wenn dein Team verlieren sollte.
Keiner der deine Tränen trocknet, wenn der Gegner Touchdown um Touchdown wirft.
Keiner der dich knuddelt, wenn Mahomes mal wieder die Vince Lombardy Trophy in den Himmel hochstreckt.
Doch hoppla, das alles sollte so gar nicht erst eintreten!
Und dennoch gabs wenig Grund zur Freude:
Denn es ist so auch keiner da, der sich mit dir freut über diesen finalen Triumph.
Keiner den du jubelnd in die Arme fallen kannst, selbst wenn Voldemort für dein Team trifft.
Keiner der dich auf Schultern triumphierend und grölend durch die Anlage um halb fünf Uhr früh trägt – okay, das wäre wahrscheinlich ohnehin nicht passiert!
Doch selbst Siege, erst recht so eindrucksvolle Machtdemonstrationen, wie jene gegen die Kansas City Chiefs, schmecken allein im Keller bei weitem nicht so zuckersüß, wie gemeinsam unter Freunden, in der Euphorie der Menge, im Rausch der Sinne. Sorry, der nächste von mir gewählte Vergleich zwischen allein vor dem PC und/oder in einem Swingerclub wurde von der Zensur gelöscht.
Oh du prüdes Amerika!
So versuchte Jeder aus diesen wenig erfreulichen Begleitumständen das Beste zu machen. Man ging mal Corona testen und traf sich mit den Kids zur moderaten Umgestaltung der Wohnung. Von allen sonst üblichen „Umbauten“ blieb einzig der Bucs Corner am Leben. Verzichtet wurde auf Luftballons, Dressen, Pinata, Texas Lounge und Übersiedlung in den Keller und auch auf Buffet und Truthahn. Und die paar Magaritas im Vorfeld konnten die Stimmung auch nicht wirklich retten und die Videoschaltung ab zehn Uhr zeigte, dass diese Tristesse in nahezu allen Wohnzimmern der Freibeuter Liga herrschte.
Die Ehrungen der Sieger der Liga hatten wir ja schon vorgezogen und die anfallenden Pokale zwischen Eingangs- und Garagentor überreicht. Es gab ja heuer quasi nur einen wirklichen Sieger, der alles einsackte was es zu gewinnen gab: Regular Season Champion, High Scoring Trophy, Season Champion und Champions Ring obendrein. Da war die Siegerehrung der Chapelfield Wildcats rasch und leider auch nur lieblos abgetan. Das allgemeine Schulterklopfen und die Ehrung der Weekly Honors (Schwedenbomben, Überraschungseier usw.) wird einfach nur aufs nächste Mal verschoben.
Bei uns in Wien wurde lediglich der Griller für eine Runde Spare Ribs angeworfen – die übrigens ausgezeichnet waren Jungs, jedenfalls superbowltauglich! – und ein paar Hühnernuggets in die Fritteuse geworfen. Sparflamme eben auch. Und wenn nicht die Andrea so ein Schatz gewesen wäre und ihre rote Laterne gegen Brownies und Ice Cream getauscht hätte, wären wir sogar völlig unterzuckert ins Match eingestiegen. Als Belohnung für ihr Mitleid mit uns, durfte sie dann den Gewinn der Superbowlwette einstreifen. Gut gemacht! Beides: Kuchen und Wetterfolg!
Allein die Bucs und Lord Voldemort zauberte uns ein Lächeln ins Gesicht, dass im Verlaufe der Nacht immer breiter und breiter wurde. Jeder seiner alten Weggefährten durfte da mal, ob Gronk, ob Brown, für jeden hatte er Geschenke eingepackt und schon beim Pausentee und den traditionellen Hot Dogs konnte man erahnen, dass es mal wieder der dunkle Lord sein wird, der sich seinen dann bereits siebten Ring an den Finger stecken wird.
Und diesmal haben wir uns sogar mit ihm gefreut.
Denn diesmal stand er endlich auf der richtigen Seite der Macht.
Vieles sei ihm deshalb verziehen – Vieles, aber sicher nicht alles!
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